
Hinterleuchtete Stelen aus Corian im landesmuseum
Epochale Ausstellungen zu inszenieren ist eine Kunst: Geschichte soll nicht erzählt, sondern erlebbar werden. Zeiträume sind nicht nur zu zeigen, sondern begehbar zu machen. Für die Dauerausstellung »Legendäre Meisterwerke - Kulturgeschichte(n) aus Württemberg« förderte auch die Materialkunde erstaunliches zutage. Hinterleuchtbare Stelen aus dem Mineralwerkstoff Corian zeigen, was mit entsprechendem Know-How möglich ist.
EINHEIT AUS RAUM, FARBE UND INSZENIERUNG
»Die Dauerausstellung zum 150-jährigen Jubiläum stellt einen chronologischen Rundgang dar«, so Jan-Christian Warnecke, Leiter des Baureferats des Landesmuseums, »der die Besucher von den ersten Spuren menschlicher Existenz in Südwestdeutschland bis an den Anfang der Weimarer Republik führt.« Mit der Gestaltung wurde das Münchener Atelier Hammerl & Dannenberg beauftragt. Tanja Hammerl zu den Grundsätzen: »Der Besucher durchmisst auf 2.400 qm einen Zeitlauf von über 35.000 Jahren. Damit diese Zeitdimensionen nachvollziehbar bleiben, sind die Räume klar gegliedert – einerseits durch Farbgebung, andererseits durch eine jeweils zentrale Inszenierung. So wird aus Raum, Farbe und Inszenierung eine nachvollziehbare, erlebbare Sinneinheit.«
14 LEUCHTENDE STELEN AUS CORIAN ZUR ORIENTIERUNG
Äußerst wesentlich ist die Orientierung. »Als wichtiges Orientierungselement fungieren 14 leuchtende Stelen, die Epochenboxen«, verdeutlicht die Architektin. Sie bilden das erzählerische Rückgrat und informieren den Besucher darüber, was prägend im jeweiligen Zeitalter war, wie die regionale Geschichte in den globalen Kontext eingeordnet werden kann und welche Innovationen die Epoche kennzeichnen. Die Anforderungen waren sehr hoch, erinnert sich Hammerl: »Die Stelen aus Corian in der Farbe Glacier Ice sind von innen beleuchtet, die Unterkonstruktion ist nicht sichtbar. Die Eck-Stöße konnten, dank der ausgereiften Verklebungstechnik von Hasenkopf, nahezu unsichtbar ausgeführt werden; dank LED-Technik ergibt sich eine homogen leuchtende Corian-Fläche, ohne Irritationen von innen.«






WELTKARTE SPIEGELVERKEHRT in Epochenbox EINGEFRÄST
Besonderes Know-how war gefragt, als die Weltkarte spiegelverkehrt von innen in das Corian ausgefräst und danach mit Harz ausgegossen wurde. Dadurch konnte ein exaktes Kantenbild realisiert werden. Neben Ästhetik und Funktionalität waren die Wärmeentwicklung, Spaltmaße der Fugen, um Blitzer zu vermeiden oder Verschattungen durch Einbauten wie Monitore und tiefe Vitrinen, zu berücksichtigen. Das alles bei einem Gewichtslimit von 500 kg. »Die Erfahrung, die Liebe zum Detail verbunden mit dem Material-Know-how des Hasenkopf-Teams waren entscheidend für die perfekte Erfüllung aller Anforderungen«, zieht Tanja Hammerl Bilanz und schließt: »Der Austausch, die Planung, die Freude am Finden der Ideallösung, das große Engagement der Hasenkopf Industrie Manufaktur – das alles kann heute jeder Besucher der Ausstellung an den Epochenboxen erkennen.«
Fotos:
© Landesmusem Württemberg, Hendrik Zwietasch
© Immanuel Meier, München
© Atelier Hammerl & Dannenberg